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Butleress

Zita Langenstein

Bereits als Kind wollte Zita Langenstein Butler werden, ein Berufswunsch, der sich zig Jahre später mit der Ausbildung an der Ivor Spencer Schule in London auch erfüllte.

Ich habe Zita Langenstein, gebürtige Nidwaldnerin und begnadete Gastgeberin, das erste Mal bei einem Online-Referat während Corona in Aktion erlebt. Dass über einen Bildschirm so viel Begeisterung und Emotionen kommen kann, habe ich selten gesehen. Bereits da habe ich sie in meinem Hinterkopf vermerkt. Ein paar Jahre später, als ich meinen Blog lanciert habe war klar, dass ich sie unbedingt dabeihaben muss. Selbstverständlich ist es für eine vielbeschäftige Frau wie sie nicht einfach, Zeit für ein Interview zu finden. Bücher schreiben, Referate halten, Unterrichten, Dienen, Haushalt schmeissen, Events planen, GL-Termine wahrnehmen, der Terminkalender von Frau Langenstein ist voll. Und trotzdem findet sie immer wieder Zeit für die kleinen Dinge im Leben. So habe ich sie zum zweiten Mal an einem Referat in der Bibliothek in Adliswil erlebt. Und zum dritten Mal als Moderatorin am Hotel Innovations-Tag von der GastroSuisse, unser mittlerweile beider Arbeitgeber. Wie man so schön sagt, alle guten Dinge sind drei und so hat es mit unserem Interview-Termin, bei einem feinen Mittagessen, wie könnte es auch anders sein, endlich geklappt. Das Resultat lesen Sie hier.

Bereits als Kind wollte Zita Langenstein Butler werden, einen Berufswunsch, der sich zig Jahre später mit der Butler-Ausbildung an der Ivor Spencer Schule in London auch erfüllte. Doch dazu später. Denn die eigentliche Geschichte befindet sich dazwischen. Zita hatte einen langen Weg zu gehen, bis sie ihren Traum verwirklichen konnte. Als Tochter von einer begnadeten Gastgeberin und begabten Köchin wurde sie von ihrer Mutter in das Gastgebertum eingeführt. Bei Ihnen zu Hause gab es immer ein paar Gedecke mehr aufgetischt, denn zu Besuch zu einem feinen Essen, kam eigentlich immer jemand. Diese aufgetischten Gedecke waren besonders fein hergerichtet, mit dem guten Geschirr und den schönen Gläsern. Das mussten ganz wichtige Leute sein, dachte sich Zita und war stets gwundrig und voller Vorfreude auf die noch unbekannten Gäste. Bereits dazumal hatte sie zu ihrer Mutter gesagt, dass sie Butler werden wollte. Im Teenager Alter hatte sie kurz das Gefühl, Coiffeuse werden zu wollen, bis ihr dann in der Schnupperlehre auch ihr Ausbildner nach dem zweiten Tag gesagt hat: «Zita, du ghörsch ine Beiz». Einmal mehr war klar, dass der einzige Weg die Butler-Schule war. Doch dieser Weg war lang. Denn während 20 Jahren, ja sie haben richtig gelesen, während 20 Jahren hat sich Zita immer wieder an der Butler Schule in London beworben. Und immer wieder eine Absage erhalten. Diese Absagen waren stillvoll verpackt und elegant formuliert. Doch sie enthielten immer wieder den gleichen Inhalt, eine sehr nett formulierte Absage. Doch Zita gab nicht auf. Denn ihr Ziel war klar. Im Jahr 2000 hat sie dann endlich eine Zusage erhalten und die Freude war riesig. Es sollte hier noch angemerkt werden, dass bis zu diesem Jahr keine Frauen an der Schule für die Ausbildung zugelassen waren, dies jedoch nicht entsprechend kommuniziert wurde.

Sie ist bis heute unglaublich dankbar, dass sie vom grossen Ivor Spencer so viel lernen durfte. Er sagte zum Beispiel immer: «You can ask everything. If you learn to ask in a right way». Bei der Berufsausbildung in der Gastronomie war es ihre erste Gourvernante, Antoinette, die sie als kleiner Rohdiamant geschliffen hat. Sie war sehr streng, akribisch genau und hatte den Blick fürs Detail. Zita hatte Glück, auch in ihrer weiteren beruflichen Laufbahn immer wieder von Chefs geführt worden zu sein, die sie inspiriert und weitergebracht haben. So nennt sie beispielsweise auch die Familie Gauer vom Schweizerhof in Bern, die Stil und Wertschätzung gegenüber den Gästen aber auch den Mitarbeitenden jeden Tag gelebt haben. So wurden jeden Morgen alle 250-300 Leute beim Namen genannt. Auch Ueli Prager und seine Frau haben jeden Mittag ein Mövenpick Restaurant besucht und die Mitarbeitenden beim Namen angesprochen. Selbstverständlich konnte Prager nicht wissen, wie die Mitarbeitenden heissen. Jedoch hat er sich jeweils am Morgen vor dem Besuch eine Liste vom Sekretariat mit allen Namen geben lassen, so dass er diese persönlich begrüssen konnte. Kleine Gesten, die so viel bewirken. All diese Erfahrungen setzt Zita auch heute bei ihrer eigenen Führung ein.

Streng, aber herzlich, das ist ihr Motto. Eine Chefin soll einen schützenden Rahmen bieten, in welchem sich die Mitarbeitenden frei entfalten können. Sie ist überzeugt, dass es Führung braucht, aber jede und jeder soll selbst entscheiden, welche Art Chef er oder sie sein will. Als Geschäftsleitungsmitglied der Hotelfachschule Zürich steht bei ihr die Kundenorientierung über allem. Dafür ist sie mit sich selbst und ihrem Team oftmals auch sehr kritisch und hat eigentlich bei jeder Sitzung etwas anzubringen, teilweise zum Leidwesen von ihren Kolleginnen. Doch damit bringt sie sich und das gesamte Team weiter. Und mit ihrer charmanten, aber sehr direkten Art, kann man das auch sehr gut annehmen. Ich habe selten eine Person erlebt, die sich so stilvoll, ruhig und wertschätzend bewegt und artikuliert. Es ist eine wahre Freude Zeit mit ihr zu verbringen und ihre Gesellschaft zu geniessen.

Am liebsten geniesst Zita ein feines Glas Champagner oder Pinot Noir in guter Gesellschaft bei einem feinen Essen. Da darf es gerne auch Fleisch sein – ein leckeres Mövenpick Tartar oder ein gutes Steak geht immer. Spargeln sind, wenn sie Saison haben, ebenfalls gerne gesehen auf dem Teller und Tapas zum Teilen sind ebenfalls ein beliebter Evergreen. Ach, man kann es sich nur erträumen, wie ein Essen mit der Gastgeberin aussehen kann. Ein fein gedeckter Tisch, stillvolles Ambiente, ein gutes Glas Wein oder auch mehr, schöne Musik und gutes Essen. Zita arbeitet viel und gerne. Und eigentlich immer, denn auf die Frage, wie ein perfekter Tag für sie aussieht, antwortet sie, ein Tag, an dem sie viel erledigt hat. Und selbst als ich frage, wie ein perfekter Tag in ihrem Privatleben aussieht, kommt auch da sehr schnell das Schaffen mit dazu. Der Tag startet mit einem feinen Kaffee am Morgen, gefolgt von einer Velofahrt. Dann ein bisschen schaffen oder schreiben. Einen Brief schreiben, Sachen ordnen, am Abend ein feines Essen in guter Gesellschaft. Zita, wie sie leibt und lebt.

Und wenn sie dann wirklich einmal nicht mehr so viel schaffen tut, dann ist es ihr Traum mit dem Wohnmobil nach Australien zu fahren. Dort wohnt ihre beste Freundin aus Kindertagen. Wir hoffen ganz fest, dass sie diese Fahrt in vollen Zügen geniessen wird und sind dankbar, für jeden Tag mehr, den sie uns mit ihrer herzlichen Gastlichkeit, ihrem riesigen Sammelsurium an Geschichten und Menschen und ihrer beherzten Art im beruflichen Alltag beglückt.

Ein paar persönliche Fragen an Zita Langenstein

Welchen Geruch erinnert dich an deine Kindheit?

Die Chäschüechli von meiner Mutter mit sauren Härdöpfel. Eine herrliche Kombination von salzig und sauer.

Welche drei Superkräfte hättest du gerne?

Super schnell lesen, super schnell laufen – oftmals geht es mir zu langsam und 5 bis 6 tolle Ideen haben, die die Welt oder zumindest einen Teil der Welt verändern.

Wie triffst du deine Entscheidungen?

100% Bauch

Was steht bei dir immer im Kühlschrank?

Champagner, Brot im Tiefkühlschrank, Käse – Sbrinz, ein Tartar von Mövenpick und eine vegetarische Tarte vom Hiltl im Tiefkühlschrank

ZITA THE BUTLER

Als Leiterin Weiterbildung bei der GastroSuisse und Butleress für verschiedene Kundengruppen profitiert Zita Langenstein von ihren langjährigen Berufserfahrungen im Hospitality-Bereich. Als Referentin und Trainerin teilt sie ihre beruflichen Erfahrungen ebenso wie ihr breites Fachwissen mit interessierten Fachleuten.

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